9. Tag

Samstag 12. Oktober / 9. TagHerbst 2013Km Start: 88`782 km
Km End: 89`008 km
Total: 226 kmSamstag, 12.11.2013
Ein letztes guten Morgen Rom, was wir am Morgen so alles tun, hab ich inzwischen ja zur Genüge geschrieben. Wobei, eigentlich könnte ich euch ja einmal erzählen, was "WoMo fahrtauglich machen" konkret heisst: alle Dachluken ganz schliessen, Stühle und Aussenteppich, Tisch und was sonst noch alles herumsteht im Kofferraum verstauen, Kabel aufrollen (und den Übergangsstecker nicht vergessen einzupacken, der blieb auch schon in einem Stromschrank im Ausland stecken...). Dann im Innern alle Schränke gut verschliessen, sonst fliegt einem während der Fahrt alles um die Ohren,... oder, wie in Schweden: die Milch fliegt aus dem Kühlschrank, das Öl leert mitten im Korridor aus, oder auf dem Flüela platzte der Mozarella und bildete einen Bach von Vorne bist hinten... (wie das dann schmiert oder riecht wollt ihr gar nicht wissen!) Auf jeden Fall: wehe dem, der etwas vergisst...!
In Rom klappt alles tiptop und wir können auch langsam alle unsere Postit-Zettel mit Einräumerinnerungen wieder abmontieren. Sauber manövrieren wir aus der Stadt, geraten nicht dummerweise mit dem Camper an die spanische Treppe, und machen uns auf den Weg nach Nocciano, wo wir einen Tag bei Miani`s verbringen werden. Wir fahren quer durchs Land fast bis an sie Adriaküste, und während der Fahrt beginnt sich die Landschaft langsam zu verändern. Es wird steiniger und karger und immer wieder sieht man Dörfer und Städtchen, die aussehen, wie wenn sie an die Berge geklebt wären. Um beim Vergleich mit dem Winterstiefel zu bleiben: an dieser Stelle hat der Stiefel so einige Falten, die wir hinauf und hinunter fahren. Als wir die Autobahn verlassen, rufen wir *pronto Miani* an und Charly kommt uns bei der Bar Anfangs Dorf abholen. Wir hören ihn schon von Weitem *knatter*, er kommt mit dem Motorrad und lotst uns zum Haus.
Dort warten schon Antonia und Frederic und nachdem wir auch Charly`s Vater und seine Lebenspartnerin begrüsst haben und zum ersten Mal ins Innere eines echten italienischen Haushalts schauen durften, machen wir es uns auf dem Balkon von Miani`s Wohnung bequem. Die Wohnung ist wunderschön, wenn auch noch nicht ganz fertig, aber das tut unserer Bewunderung keinen Deut. Bei einer feinen kalten Platte und einem Gläschen Prosecco plaudern wir und geniessen die wärmende Sonne. Noemi und Fred sind mit ihren Bikes unterwegs, zeichnen und sollten auch ein IKEA-Nachttisch zusammensetzen, (was schlussendlich die handwerklich wohl begabteren Männer erledigen!) und Antonia und ich schauen dem Treiben zu, plaudern und geniessen.
So vergeht der Nachmittag im Flug und es wird Zeit uns bereit zu machen fürs Abendessen. Miani`s wollen uns ein echtes feines italienisches Restaurant zeigen, das der Cousin von Charly führt, wir freuen uns! Es geht deshalb los, im Rückblick kann ich sagen, zu einer echten "serata di famiglia italiana". Zuerst gibt es einen Aperitif bei Mamma Maria in der Wohnung (fragt mich nicht was ich hier trinke..., scharf ist es auf jeden Fall!), danach geht es weiter zum Restaurant. Wenn ich irgendwo ausgesetzt worden wäre, hätte ich den Heimweg wohl nicht mehr gefunden. Es rumpelt und schüttelt und geht auf kleinen Wegen, wie mir scheint kreuz und quer durch die Landschaft. Auf einmal befinden wir uns wieder auf einer zivilisierten Strasse und kurz darauf auch beim Restaurant. Charly`s Bruder Thomas mit Familie (und gottseidank auch mein Mann, der mit Thomas gefahren ist) warten schon auf dem Parkplatz. Frederic und Noemi, die hinten im Lieferwagen gesessen haben, werden wohl einige blaue Flecken davon tragen und in der Schweiz wären wir sowieso allesamt verhaftet worden. Auf jeden Fall sind wir nun hier, und wir drei Schweizer bekommen vorab Menutips, nach denen wir etwa gleichviel wissen wie vorher. Jeder der Grossfamilie Miani hat ein anderes Lieblingsessen, das er oder sie uns schmackhaft machen möchte, und so sollen wir von kaltem Stockfisch, Spaghetti, Ravioli, Schaf (eine Spezialität dieser Region) bis hin zu gekochtem, gegrilltem und frittiertem Fisch am Besten alles essen. Wir lassen uns überraschen. An einem grossen Tisch nehmen wir Platz und nun bestellen die Gebrüder Miani auf italienisch, miteinander Deutsch sprechend, und unter deutschen und italienischen Einwänden vom Rest der Familie unser Essen. Ich schaue nur noch, geniesse es mitten in soviel italianità zu sitzen und habe überhaupt keine Angst, dass ich zu kurz kommen könnte mit Essen. Und so sieht am Ende unser Menu aus:
primo piatti: Spaghetti, Ravioli, Gnocchi und kalter Stockfisch, alles hausgemacht und vom allerfeinsten!
secondo piatti: Stockfisch gegrillt, gekocht und frittiert, Schafspiessli (deren italienischer Name ich leider nicht mehr weiss), gekochte Peperoni und Pommes frites, alles auch vom allerfeinsten!
dazu vino rosso und minerale
.. Ich glaube ich muss niemandem erzählen, wie unsere Bäuche sich danach anfühlen. Es ist aber unglaublich fein und wir geniessen diesen echten italienischen Abend, abseits vom ganzen Tourismus in vollen Zügen! Ganz herzlichen Dank Antonia, Charly und Frederic für diesen unvergesslichen uritalienischen Moment!
Nachdem wir auf die selbe abenteuerliche Art zurückgefahren sind, das Abendessen wider Erwarten trotz Rüttelei im Magen geblieben ist und wir, ebenfalls wider Erwarten (mindestens meinerseits) das Haus und das WoMo gefunden haben, sinken wir patschvoll und todmüde ins Bett.
PS: Klaus meint die Batterie hält nicht mehr lange, bitte, bitte einfach noch diese Woche, bis wir wieder zu Hause sind!